Begriff: Tierwohl

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Tierwohl

Die verschiedenen Aspekte von Tierwohl können drei übergeordneten Dimensionen zugeordnet werden: der Tiergesundheit (engl.basic health and functioning), der Ausführung natürlicher Verhaltensweisen (engl. natural living) und dem emotionalen Zustand (engl. affective states) (Fraser et al., 1997; Fraser, 2008). Gesundheit beschreibt den körperlichen Zustand des Tieres, wie Krankheiten oder Durst. Negative Emotionen, wie das Erleiden von Schmerzen, lang andauernder Stress und Langeweile senken das Tierwohl. Positive Gefühle und die Möglichkeit arteigenes Verhalten auszuüben verbessern das Tierwohl. Als Beispiele gelten Rennspiele von Jungtieren oder das „Herumspringen“ der Milchkühe im Frühling beim ersten Weideaustrieb.

Diese Dimensionen überschneiden sich teilweise; so haben bspw. sowohl Erkrankungen als auch die Ausführung bzw. die Nichtausführbarkeit natürlicher Verhaltensweisen Effekte auf das emotionale Befinden. Konkret, so hat z. B. die Lahmheit einer Kuh eine Erkrankungsursache, schränkt die Möglichkeit der Fortbewegung ein und ist auch ein Ausdruck von Schmerzen. Sie sind zum Teil aber auch voneinander unabhängig oder stehen sogar in Konkurrenz zueinander. So sind Schweine, die nur im Stall gehalten werden, besser vor Ansteckung mit Krankheiten geschützt, z. B. vor einem Befall mit Parasiten. Im Freiland gehaltene Tiere können aber viele arteigene Verhaltensweisen ausleben, wie das Suhlen oder das Wühlen im Erdboden und sie erleben vielfältigere Witterungsbedingungen. Tierwohl ist somit nicht ein „ja“ oder „nein“, sondern beschreibt ein „mehr“ oder „weniger“ dieser Dimensionen.

Welche Bedeutung den verschiedenen Dimensionen zugesprochen wird, hängt von den Werturteilen der Beurteiler:innen ab. Jedoch besteht inzwischen weitgehende Übereinstimmung, dass für eine breit akzeptierte Beurteilung des Tierwohls keine der genannten drei Dimensionen außer Acht gelassen werden sollte (siehe auch: https://www.nationales-tierwohl-monitoring.de/projekt/tierwohl-definition)

Der Begriff Tierwohl wird gleichbedeutend wie der Begriff Wohlergehen verwendet.

Abbildung 1: die drei Tierwohldimensionen (nach Fraser, 2008)