Begriff: Stressarmes Treiben
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Stressarmes Treiben
Stress allgemein bezeichnet eine Reaktion des Körpers auf eine „bedrohliche“ Situation. Stress entsteht, wenn Tiere mit Situationen konfrontiert sind, die sie herausfordern oder überfordern und ihr Wohlbefinden beeinträchtigen. Der Körper reagiert darauf, indem er Stresshormone freisetzt, die das Tier in Alarmbereitschaft versetzen, was kurzfristig hilfreich, aber langfristig schädlich z.B. für die Immunabwehr sein kann.
Eine Situation, die im Umgang von Menschen mit Tieren häufig als stressig sowohl für Tiere als auch Menschen erlebt wird, ist das Treiben. Prinzipien eines möglichst stressarmen Treibens von Rindern sind zusammengefast in der Methode „Low Stress Stockmanship“, die auf Erfahrungen und Arbeiten von Bud Williams und der Verhaltensforscherin Temple Grandin zurückgeht (z.B. http://www.grandin.com/behaviour/principles/flight.zone.html). Die Methode basiert auf einem Verständnis des natürlichen Verhaltens und der Instinkte von Nutztieren wie Fluchtverhalten, Herdenverhalten und Raubtiervermeidung.
Ein zentrales Prinzip von stressarmem Treiben ist die Anwendung von „Druck und Entspannung“. Dies bedeutet, dass die Menschen durch ihre Positionierung und Bewegungen Druck auf die Tiere ausüben, um sie zu bewegen, und dann sofort den Druck verringern, um das gewünschte Verhalten zu belohnen. Der Druck sollte immer minimal sein, um die Tiere nicht zu erschrecken oder in Panik zu versetzen. Ein weiteres Wichtiges Element ist die Berücksichtigung der Flucht- oder Bewegungszone der Tiere. Wenn ein Mensch diesen Raum betritt, bewegt sich das Tier weg. Der „Balancepunkt“ ist normalerweise die Schulter des Tieres; wenn der Mensch diese Linie überschreitet, bewegt sich das Tier entweder vorwärts oder rückwärts. Ruhe und Geduld sind zudem wichtig. Laute Geräusche oder plötzliche Bewegungen sollten vermieden werden.
Das Wissen um diese Ansätze zum Treiben verbreiteten sich weltweit in der landwirtschaftlichen Tierhaltung, da sie sowohl ethische als auch wirtschaftliche sowie Arbeitssicherheits-Vorteile bieten. Weniger gestresste Tiere sind einfacher und sicherer zu handhaben, was das Unfallrisiko für Tier und Mensch verringert. Tiere, die weniger Stress ausgesetzt sind, zeigen oft bessere Wachstumsraten, Milchproduktion und Fleischqualität.